Geschichte der Orgel
Stimmendisposition der Orgel der Kathedrale in Kamień Pomorski
HAUPTWERK:
(13 STIMMEN)
- Quintadena 16’
- Gedact 8’
- Prinzipal 8’
- Spillpfeife 8’
- Octave 4’
- Hohlflöte 4’
- Quinte 2 2/3’
- Octave 2’
- Rohrflöte 4’
- Rauschquinte 2f
- Mixtur 6-8f
- Trompette 8’
- Clairon 4’
RÜCKPOSITIV:
(9 STIMMEN)
- Quintadena 8’
- Gedackt 8’
- Gedacktflöte 4’
- Prinzipal 4’
- Octave 2’
- Quinte 1 1/3’
- Sesquialtera 2f
- Scharff 4-5f
- Krummhorn 8’ Tremulant
OBERWERK:
(12 STIMMEN)
- Koppelflöte 8’
- Prinzipal 8’
- Gemshorn 4’
- Octave 4’
- Blockflöte 2’
- Nasat 2 2/3’
- Terz 1 3/5’
- Scharff 4-6f
- Zimbel 3f
- Dulzian 16’
- Bärpfeife 8’
- Schalmey 4’
- Tremulant
PEDAL:
(10 STIMMEN)
- Prinzipalbas 16’
- Subbas 16’
- Quintbas 10 2/3’
- Rohrflötenbas 8’
- Octavbas 8’
- Nachthorn 2’
- Octave 4’
- Mixtur 4f
- Posaune 16’
- Trompette 8’
- Zymbelstern
Quelle: Mariusz Stankiewicz, Barockorgeln in Kamień Pomorski (2014 Kamień Pomorski, ISBN 987-83-939085-0-9)
Geschichte der Orgeln der Konkathedrale von Kamień
Die ältesten Orgeln der Kirche von Kamień könnten vor 1400 erbaut worden sein. In seiner ausführlichen Abhandlung über das Herzogtum Pommern zitiert Heinrich Berghaus eine Notiz vom 24. August 1433, aus der hervorgeht, dass das Kapitel früher einen Organisten unterhielt, der an einzelnen Feiertagen auf der zur Ehre Gottes errichteten Orgel spielte.
Im Jahr 1308 brach in der Kathedrale ein Feuer aus, das sie fast vollständig zerstörte. Während des Umbaus und der Erweiterung des Tempels, die viel Zeit in Anspruch nahmen, da die Goldschmiedearbeiten erst an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert begannen, wurde wahrscheinlich die erste Kamień-Orgel gebaut. Als der evangelische Bischof Bartholomäus Suave im Dezember 1534 aufgrund der Beschlüsse des Sejms in Trzebiatów die Kamień-Kathedrale vom letzten römisch-katholischen Bischof Erasmus Manteuffel übernahm, fand er das königliche Instrument in einem Zustand vor, der zumindest einer allgemeinen Renovierung bedurfte.
Die alte Orgel sollte dem ersten protestantischen Organisten Johannes Stielkoven und seinem Nachfolger bis 1580 dienen, als man sich für den Bau eines größeren und prächtigeren Instruments entschied. Nach langen Diskussionen und Auseinandersetzungen wurde entschieden, diese Aufgabe der Orgelwerkstatt des ortsansässigen Handwerkers Adrian Zickermann anzuvertrauen, der aus einer alten und bekannten Orgelbauerfamilie stammte. Er baute im Dom ein beeindruckendes Instrument mit 60 Registern. Mangels ständiger, systematischer Instandhaltung und notwendiger laufender Reparaturen musste bereits nach 17 Jahren in den Jahren 1594–1597 eine gründliche Renovierung durchgeführt werden, bei der auch der neue Chor verstärkt wurde. Diese Behandlungen dauerten dreißig Jahre. Im Jahr 1628 fasste man den Plan, eine weitere Generalrenovierung durchzuführen, diesmal verbunden mit einer Änderung der Anordnung und einem Austausch der Pfeifen. Diese Renovierung wurde jedoch aufgrund eines großen Brandes, der am 4. Juni 1630 den Turm teilweise zerstörte und die Orgel schwer beschädigte, nicht abgeschlossen. Schließlich wurden im Jahr 1669 Mittel für den Bau einer neuen Orgel gefunden, da sich eine weitere Renovierung des alten Instruments als völlig unrentabel erwies.
Wir, von Gottes Gnaden Ernest Bogusław, Herzog von Croy und Arechot, Herzog des Heiligen Römischen Reiches, Markgraf von Le Havre, Graf und Herr von Fontenoy, Bayonne und Domp Martin sowie von Nowogard und Maszewo, Geheimer Rat Seiner Kurfürstlichen Hoheit des Herrn von Brandenburg, Statthalter des Herzogtums Preußen, Pommern und des Herzogtums Kamien und Pfarrer der Kathedrale in Kamień […] haben beschlossen, dass wir auf unsere Kosten eine neue Orgel für die Kathedrale in Kamień bauen lassen […] der Orgelbauer hat sich bereits freiwillig bereit erklärt, diese Arbeit auszuführen […] daher kann in Gottes Namen mit der Arbeit begonnen werden. Die zur Deckung der Bau- und Materialkosten vorgesehenen finanziellen Mittel waren Teil der Summe, die Ernest Bogusław vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm für den Verzicht auf den Titel des Fürsten und Bischofs von Kamień zu seinen Gunsten erhielt. Der sparsame Fürst wies in einem Brief an den Treuhänder der Domorgeln, Walenty Winter, vom 6. November 1669 darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Orgelpfeifen in sehr gutem Zustand sei (163) und wiederverwendet werden sollte. Bereits am 15. November desselben Jahres sandte der Fürst ein feierliches Mahnmal an die Prälaten des Doms und teilte ihnen den Beschluss zum Bau einer neuen Orgel mit. Vieles deutet darauf hin, dass der ausgewählte Designer Friedrich Breyer war, der Autor zweier Versionen der vorgeschlagenen Anordnung des Instruments. Aus unbekannten Gründen trat er jedoch von der ihm übertragenen Aufgabe zurück und es begannen Verhandlungen mit Michael Berigel, dem Orgelbauer der Stralsunder Marienkirche. Ein formeller Vertrag mit ihm wurde jedoch erst 1670 geschlossen.
Die neue Orgel wurde innerhalb von zwei Jahren gebaut. Das 1672 fertiggestellte Instrument wurde am 29. und 30. November vom berühmten Orgelbauer Balthasar Heldt abgenommen. Der Test des Instruments war sehr erfolgreich. Die Orgel war 13 Meter breit, 9 Meter hoch und verfügte über insgesamt 2.660 Pfeifen. In einem Lobbrief vom 16. Dezember 1672 hieß es: "Nach einer großartigen Predigt wurde das Te Deum Laudamus gesungen [...] dann wurde die Orgel in allen Stimmen gespielt [...] nichts musste korrigiert werden [...] Der ausgezeichnete Konstrukteur [...] wurde für ein so berühmt gelungenes Werk gelobt." Aufgrund eines Beschlusses des Kapitelrats erhielt er eine Vergütung von viertausend Talern. Mit der Abnahme des Instruments waren die Arbeiten an der Orgel allerdings noch nicht endgültig abgeschlossen. Für den Bau des Orgelgehäuses wurde eine ganze Wagenladung Holz verwendet und in den Jahren 1682–1683 führte der Stargarder Maler Johann Schmidt gemeinsam mit einem Team von Mitarbeitern die notwendigen Maler- und Goldschmiedearbeiten am Prospekt aus. Für die Fertigstellung der Orgel, die 36 Wochen dauerte, stellte der Fürst den Bauunternehmern 335 Taler zur Verfügung, die für den Kauf von Gold, Farben, Vorhängen und laufenden kleineren Reparaturen ausreichen mussten.
Bei der Abnahme des neuen Instruments von M. Berigel hat der Orgelbauer Balthasar Heldt vermutlich nicht die Stabilität des Gehäusefundaments geprüft. Erst nach zehn Jahren wurde eine bauliche Korrektur der Befestigung für notwendig erachtet. Am 19. November 1683 wurde ein Vertrag mit einem Baugesellen geschlossen, der die baulichen Mängel beseitigen und für einen festen Stand der Orgel sorgen sollte. Die Wirkung dieser Bemühungen war so groß, dass bereits 1696, nur dreizehn Jahre nach den baulichen Korrekturen, die Notwendigkeit bestand, den Orgelbaumeister Philipp Treikel mit der Ausführung eines neuen Unterbaus zu beauftragen. Die Ergebnisse seiner Arbeit wurden relativ schnell verifiziert. Am 15. Mai 1726 stellten die Orgelbauer Heldt und Richter fest, dass das Positiv eine neue Stütze benötigte. Dieses Problem kam wie ein Bumerang zurück, denn dreizehn Jahre später brachte B. Heldt es erneut zur Sprache.
Bei der ersten Generalrenovierung des neuen Instruments in den Jahren 1787–1837 wurden neue Stützen angefertigt. Sie erfüllten jedoch ihren Zweck nicht, da sie kurz darauf im Zuge nachfolgender Arbeiten zur Verstärkung der Instrumenten- und Gehäusestruktur wieder demontiert wurden.
Im Jahr 1800 übernahm die 1782 gegründete Stettiner Orgelbaufirma Grüneberg die Betreuung des Kamień-Instruments. Georg Friedrich Grüneberg baute das Instrument um, veränderte teilweise die Klangspezifität und beseitigte schließlich das Problem der Stabilität des Fundaments. Im Jahr 1820 modifizierte er die Anordnung der Orgelstimmen erneut und änderte einen weiteren Teil der Register. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm die konservatorische Betreuung des Kamień-Instruments eine andere Orgelbaufirma aus Stettin, F.C. Kaltschmidt. Bei der ersten Renovierung wurden keine wesentlichen Änderungen an der Anordnung des Instruments vorgenommen. Sie sollten erst im Jahr 1888 stattfinden, als die Orgel von Kamień schon nicht mehr dem Barockinstrument von Michael Berigel ähnelte. Dies ist Barnim Grüneberg und seinem Team zu verdanken. Barnim, der Sohn und Nachfolger von August Wilhelm, war vom Geist der Romantik fasziniert und von der Orgelmusik von Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger. Er veränderte die Anlage des königlichen Instruments radikal und baute es in eine 44-stimmige romantische Orgel mit elektropneumatischen Windladen, neuen Stimmgruppen und für die damalige Zeit modernen Lösungen für die Aufnahmemechanik um. Die Orgel überlebte in ihrem neuen Klang bis zum Zweiten Weltkrieg. Während der Kriegseinsätze 1941 befanden sie sich erneut in den Händen des Sanierungsteams von Feliks Grüneberg, dessen Unternehmen bereits von Stettin ins nahegelegene Zdroje (Finkenwalde) verlegt worden war. Feliks beschloss, die alte, barocke Klangform des Kamień-Instruments und damit die von Fryderyk Breyer und später Michael Berigel vorgesehene Disposition wiederherzustellen. Die inhaltliche Leitung der Sanierungsarbeiten oblag dem hervorragenden Orgelbauer Rudolf von Beckerath aus Hamburg. Leider wurden die ernsthaft fortgeschrittenen Arbeiten nicht abgeschlossen. 1945 wurde das Instrument geplündert und größtenteils zerstört. Die gravierendsten Mängel betrafen die Gehäuserohre. Das Instrument wurde von Kurt Berendt, einem Orgelbauer aus Wałcz, in einen spielbaren Zustand versetzt. Im Juli 1964 begannen die Arbeiten an der Kamień-Orgel durch die Orgelbaufirma von Zygmunt Kamiński aus Warszawa. Die inhaltliche Aufsicht über Umfang und Qualität der durchgeführten Arbeiten übernahm die Orgelabteilung der Staatlichen Musikhochschule in Kraków. Im Jahr 1965 erklang die Orgel der Kamień-Kathedrale zum ersten Mal nach einem Vierteljahrhundert der Stille als nahezu vollwertiges Konzertinstrument, obwohl weitere Renovierungsarbeiten erforderlich waren. Die Orgel war weit von ihrem früheren Glanz entfernt. Der renommierte Experte für historische Orgeln, Marian Dorawa, erklärte: "Die einzige und richtige Lösung sollte eine Rekonstruktion sein, die darauf abzielt, Berigels Originalinstrument sowohl aus struktureller und technischer als auch aus akustischer und musikalischer Sicht wiederherzustellen."
1992 machte Zygmunt Kamiński ein Angebot für eine gründliche Rekonstruktion der Kamień-Orgel. 80 Prozent der Holz- und Metallpfeifen sowie Spieltisch und Windladen mussten ersetzt oder repariert werden. Zu einer Durchführung dieser Arbeiten kam es damals allerdings nicht. Die weitere Geschichte der Renovierungs- und Bauarbeiten an der Konkathedralorgel ist mit dem Orgelbau- und Rekonstruktionswerk von Władysław Cepka aus Popowo bei Wronki verbunden, das das Instrument im Jahr 2001 übernahm und bis heute betreut. Die Priorität der durchgeführten Arbeiten bestand darin, "das ursprüngliche Klangensemble und ästhetische Konzept der Orgel zu bewahren", das bei ihrer Rebarockrestaurierung durch die Werkstatt von Feliks Grüneberg vor 1945 übernommen wurde. Das Arbeitsprogramm basierte auf dem von Prof. Julian Gembalski ausgearbeiteten Rekonstruktionsplan und den Vereinbarungen, die bei Arbeitstreffen zwischen dem Auftragnehmer Władysław Cepka, dem Gastgeber der Kathedrale und dem Gemeindepfarrer von Kamień, P. dürfen. Dariusz Żarkowski und Prof. Józef Serafin, künstlerischer Leiter des Festivals.
Trotz der lange erwarteten Renovierung fanden die nachfolgenden Ausgaben des Festivals ohne Störungen statt. Der Hauptteil der Renovierung begann im Jahr 2003. Die Arbeiten wurden vom Orgelbauer Władysław Cepka unter der Aufsicht von Prof. durchgeführt. Gembalski. Dabei wurden unter anderem einige Pfeifen ausgetauscht und ein neuer Spielzähler eingebaut. Das alte Exemplar ging an das Historische Museum der Region Kamień.
Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten erklangen die Orgeln während der Jubiläumsausgabe des vierzigsten Kamień-Festivals im Jahr 2004 in ihrer vollen Pracht.
Alles deutet darauf hin, dass der letzte Wille von Prinz Ernest Bogusław de Croy auch im 21. Jahrhundert respektiert wird: Wir wünschen […], dass der allmächtige Gott die neue Orgel bis zum Ende der Welt erhalten möge und dass die Orgel von einem begabten Organisten gespielt wird.
Dr. Mikolaj Szczęsny
Władysław Lupa, ein langjähriger Organist, spricht über die großartigen Orgeln von Kamień:
Quelle: Virtual Heritage Foundation